Wann ist der perfekte Zeitpunkt für eine Existenzgründung?

Von einer Existenzgründung träumen viele Menschen, und zwar unabhängig von ihrem Lebensalter. Doch wann ist der perfekte Zeitpunkt gekommen? Schließlich müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein und jede Lebensphase bringt diesbezüglich eigene Vor- sowie Nachteile mit sich. Ein Überblick.
 

Welche Vorüberlegungen sind notwendig?

In der Theorie ist es jederzeit möglich, sich mit einem eigenen Unternehmen selbständig zu machen – unter gewissen Voraussetzungen sogar schon vor der Volljährigkeit. Dennoch müssen einige Bedingungen erfüllt sein, persönlich und fachlich. Diese hängen stark vom Einzelfall ab, wie der Art der Gründung, der Branche oder der Lebenssituation im Allgemeinen. Deshalb kann nicht pauschal behauptet werden, es gäbe den einen perfekten Zeitpunkt für eine Existenzgründung. Stattdessen ist es wichtig, eigene Vorüberlegungen zu treffen, zum Beispiel zu diesen Punkten:

  • Geschäftsidee
  • Wettbewerbssituation
  • Finanzielle Verhältnisse
  • Rechtsform
  • Persönliche Umstände
  • Berufserfahrung
  • Fachliche Kenntnisse
  • Motivatoren


Diese Vorüberlegungen helfen dabei, den perfekten Zeitpunkt für die Gründung zu finden und noch gegebenenfalls notwendige Vorkehrungen zu treffen. So kann eine individuelle Abwägung der Chancen und Risiken stattfinden. Einen Zeitpunkt ganz ohne Risiko wird es jedoch nicht geben, sodass schlussendlich stets ein bisschen Mut notwendig ist, um den Sprung ins kalte Wasser zu wagen.
 

Wie sehen die Voraussetzungen aus?

Wer den richtigen Zeitpunkt finden möchte, um die eigene Geschäftsidee umzusetzen, sollte also die jeweiligen Voraussetzungen prüfen – in all den genannten Bereichen. Je nach Art der Tätigkeit sind eventuell spezielle Qualifikationen, Zulassungen oder Genehmigungen notwendig. Diese zu erwerben, ist dann der erste wichtige Schritt. Viele Unternehmen können jedoch ohne Nachweise oder andere rechtliche Anforderungen gegründet werden. Dann sind die persönlichen sowie fachlichen Qualifikationen ausschlaggebend, um einen optimalen Gründungszeitpunkt zu finden. Bevor diese in Erwägung gezogen wird, müssen also folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Tragfähige Geschäftsidee und unternehmerische Vision.
  • Ausreichend Branchenkenntnisse und ausgiebige Recherche.
  • Berufserfahrung – im jeweils notwendigen Ausmaß.
  • Organisationstalent und Führungsqualitäten.
  • Ausreichend finanzielle Ressourcen (eigen- oder fremdfinanziert).
  • Kommunikations-, Präsentations- und Verhandlungsfähigkeiten.
  • Rechtliche und regulatorische Anforderungen.


Zudem ist es essenziell, eine sogenannte Unternehmerpersönlichkeit zu besitzen. Denn die Persönlichkeit der Gründer ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei einer Selbständigkeit. Hierzu gehören in erster Linie Charaktereigenschaften wie Belastbarkeit, Flexibilität, Selbstwirksamkeit oder die bereits erwähnte Risikobereitschaft. Zuallererst gilt es daher, sich zu fragen, ob die Selbständigkeit wirklich zu einem passt und in welcher Form. Von neben- bis hauptberuflich, vom Einzelunternehmen bis hin zum internationalen Großkonzern sowie von kreativen bis hin zu wissenschaftlichen Tätigkeitsbereichen ist die Spannbreite schließlich groß. Das bedeutet aber auch, dass es für jeden ein passendes Geschäftsmodell gibt, der von einer Existenzgründung träumt – er oder sie muss es nur finden.
 

Welches Lebensalter eignet sich für eine Gründung?

Es gibt also Faktoren, die unabhängig vom Lebensalter erfüllt sein müssen, damit eine Existenzgründung überhaupt erfolgversprechend ist. Diese Bedingungen können durchaus schon in jungen Jahren erfüllt sein – oder aber erst im Rentenalter. Es gilt also, den richtigen Zeitpunkt anhand der individuellen Situation sowie des jeweiligen Geschäftsmodells herauszufinden. Als kleine Hilfe kann dabei folgende Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile dienen, die es in unterschiedlichen Lebensphasen geben kann:
 

Szenario 1: Gründung nach dem Schulabschluss – oder noch jünger.

Es gibt Personen, die gründen direkt nach dem Schulabschluss oder schon während der Schulzeit ihr eigenes Unternehmen. Ein mutiger Schritt, denn an Berufserfahrung oder einer entsprechenden Ausbildung fehlt es in diesem Lebensalter meist noch. Trotzdem kann die Gründung funktionieren, wenn das fachliche Know-how gegeben ist und für die Gründung keine hohen Investitionen notwendig sind. Zudem ist familiäre Unterstützung in diesem Alter oft wichtig. Zu den Vorteilen gehört dann das geringe Risiko, denn direkt nach dem Schulabschluss bestehen meist noch keine Verpflichtungen wie Raten für ein Eigenheim oder die Versorgung eigener Kinder. Ein perfekter Zeitpunkt also, um sich an die Selbständigkeit heranzutasten und diese – haupt- oder nebenberuflich – auszuprobieren. In einigen Branchen ist es schließlich wichtiger, einer der ersten Anbieter am Markt zu sein oder früh mit der Gründung zu beginnen, als viel Berufserfahrung oder einen Studienabschluss mitzubringen.
 

Szenario 2: Gründung während der Ausbildung oder im Studium.

Ähnliche Vorteile warten während der Ausbildungs- oder Studienzeit. Auch dann sind die privaten Verpflichtungen oft noch überschaubar und es gibt viele Möglichkeiten, um sich nebenbei an einer Gründung zu versuchen. Allerdings fehlt es häufig an finanziellen Mitteln, um größere Anfangsinvestitionen zu tätigen, und Investoren zu finden, kann ohne nennenswerte Berufserfahrung schwieriger sein. Zudem ist der Spagat zwischen Gründung und Ausbildung beziehungsweise Studium nicht immer einfach, sodass eine Überlastung droht, und gegebenenfalls ist eine Erlaubnis durch den auszubildenden Betrieb notwendig. Übrigens: An vielen Universitäten gibt es spezielle Programme, um Gründer zu unterstützen. Aber auch Mentorenprogramme oder potenzielle Mitgründer lassen sich dort oft einfacher finden und sie können eine wichtige Unterstützung auf dem Weg zum eigenen Unternehmen sein.
 

Szenario 3: Gründung zum Berufseinstieg.

Ein weiterer beliebter Zeitpunkt, um ein Unternehmen zu gründen oder eine bisherige nebenberufliche Selbständigkeit in den Hauptberuf umzuwandeln, ist die Zeit nach dem Abschluss von Ausbildung oder Studium. Anstatt also den klassischen Berufseinstieg zu wählen und Bewerbungen zu schreiben, kann jetzt ein eigenes Unternehmen auf- und ausgebaut werden. Was zu diesem Zeitpunkt dafür spricht, ist das frische Know-how direkt vom Studium beziehungsweise aus der Ausbildung. Zudem bestehen jetzt meist noch keine familiären Verpflichtungen, es ist frische Energie sowie jede Menge Motivation vorhanden und es ergibt sich die Chance, die eigene Karriere von Beginn an in die gewünschte Richtung zu lenken. Auf die Sicherheit eines offiziellen Abschlusses muss dennoch nicht verzichtet werden, falls die Gründung vorerst nicht den gewünschten Erfolg bringt. Allerdings fehlt es jetzt oft noch an finanziellen Rücklagen und die Familie hilft meist nicht mehr aus. Zudem kann es, je nach Art der Gründung, noch an der eventuell notwendigen Berufserfahrung fehlen. Da nun das regelmäßige Einkommen fehlt, beispielsweise durch einen Hauptberuf oder durch das BAföG, besteht zudem ein gewisser Erfolgsdruck, um den Lebensunterhalt stemmen zu können. Erneut kann daher die nebenberufliche Gründung eine optimale Lösung sein.
 

Szenario 4: Gründung im mittleren Lebensalter.

Viele Menschen entscheiden sich dafür, nach ihrem berufsqualifizierenden Abschluss erst einmal einige Jahre zu arbeiten – und sich anschließend den Traum von der Selbständigkeit zu erfüllen. Sei es mit 35, 40 oder sogar über 50: Prinzipiell kann über die gesamte Berufslaufbahn hinweg jederzeit der Sprung in die Selbständigkeit gewagt werden; das gilt erneut sowohl haupt- als auch nebenberuflich. Der Vorteil liegt nun in der finanziellen Stabilität, sprich es können größere Investitionen getätigt oder Risiken eingegangen werden. Auch wurde bereits Berufserfahrung gesammelt und ein wertvolles Netzwerk geknüpft. All dies kann die erfolgreiche Gründung erheblich vereinfachen. Trotz fortgeschrittenem Lebensalter bleibt noch mehr als genug Zeit, um ein Unternehmen zum Erfolg zu bringen und es für viele Jahre selbst zu führen, wenn gewünscht. Allerdings gibt es auch in diesem Lebensalter einige Gegenargumente, die je nach individueller Situation mehr oder weniger schwer wiegen: Es bestehen vielleicht familiäre und finanzielle Verpflichtungen oder es bleibt neben Job, Familie & Co zu wenig Zeit, um (nebenberuflich) zu gründen. Gerade in den ersten Jahren muss dafür schließlich das Unternehmen an erster Stelle stehen, was eben nicht in jeder Lebenssituation möglich und erwünscht ist.
 

Szenario 5: Gründung kurz vor oder in der Rente.

Wer denkt, rund um den Renteneintritt sei es zu spät, um noch eine Gründung zu erwägen, der hat sich mächtig getäuscht. Auch kurz vor oder in der Rente ist es möglich, sich selbständig zu machen. Häufig geht es dann weniger um finanzielle Aspekte oder Karriereperspektiven als darum, einen langgehegten Traum zu verwirklichen. Das bedeutet ein hohes Maß an Leidenschaft und Motivation – beste Startvoraussetzungen für eine erfolgreiche Gründung. Auch Zeit und Geld sind meist in ausreichendem Ausmaß vorhanden. Lediglich an der Energie oder körperlichen Leistungsfähigkeit kann es im Rentenalter mangeln. Trotzdem: Große Investitionen sind nicht immer möglich, falls das Geld für den Ruhestand benötigt wird oder allgemein eher knapp bemessen ist. Dann kann eine Selbständigkeit die Haushaltskasse aufbessern; sie erst einmal aufzubauen und gegebenenfalls Invesoren zu finden, gestaltet sich aber manchmal schwierig. Und noch ein Punkt muss bedacht werden, denn in der digitalisierten Welt von heute ist es unerlässlich, als Unternehmer stets „up-to-date“ zu bleiben, was mit steigendem Lebensalter nicht immer einfach ist. Dafür profitieren ältere Gründer von ihrem Netzwerk, ihrer Berufserfahrung und ihrer persönlichen Reife. Schlussendlich muss also jeder selbst herausfinden, wann der perfekte Zeitpunkt gekommen ist – zu spät ist es für den Traum von der Selbständigkeit aber niemals!

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