Gewerbe anmelden für einen Gebrauchtwarenladen (Trödel)

Auch wenn im Gebrauchtwarenladen oder auf dem Flohmarkt Trödel verkauft wird, so handelt es sich um eine gewerbepflichtige Tätigkeit, die vor Aufnahme der eigentlichen Geschäftstätigkeit beim zuständigen Gewerbe- oder auch Ordnungsamt anzumelden ist. Die Zuständigkeit ergibt sich aus dem Sitz des Unternehmens, wobei ein Gewerbeamt hier nach Bundesländern schnell gefunden werden kann. Ein Gebrauchtwarenladen (second hand) ist nichts anderes als ein Handelsgeschäft mit gebrauchten Waren. Wird diese Tätigkeit dauerhaft mit dem Anspruch der Gewinnerzielung ausgeübt, so handelt es sich der Definition nach um eine gewerbliche Tätigkeit. Wenn eigene Haushaltsgegenstände ab und zu auf dem Trödel verkauft werden, handelt es sich hier jedoch nicht um eine gewerbliche Tätigkeit - Voraussetzung für eine Gewerbeanmeldung ist immer die "Gewinnerzielungsabsicht". Grundsätzlich gilt in Deutschland die Gewerbefreiheit. Alle rechtlichen Rahmenbedingungen sind in der Gewerbeordnung (GewO) geregelt, in die Gründer im Zweifelsfall einen Blick werfen sollten.

Im folgenden Beitrag soll auf die formalen Aspekte und Vorschriften praxisnah eingegangen werden, die im Rahmen der Gewerbeanmeldung für einen Gebrauchtwarenladen (Trödelladen) von Bedeutung sind.
 

Formale Aspekte rund um die Gewerbeanmeldung für einen Gebrauchtwarenladen (Trödelladen)

Ein zentraler Bestandteil des Anmeldeprozesses ist das Formular zur Gewerbeanmeldung, das viele Ämter bereits online zum Download zur Verfügung stellen. Grundsätzlich ist dieses zusammen mit einem gültigen Personalausweis bei der Gewerbeanmeldung einzureichen. Je nach Umfang des Handels mit Gebrauchtwaren und der Art der Waren selbst können weitere Nachweise erforderlich werden. Zu nennen sind hier in erster Linie ein Gewerberegisterzentralauszug und ein polizeiliches Führungszeugnis. Auch eine finanzielle Unbedenklichkeitserklärung vom zuständigen Finanzamt "kann" verlangt werden. Gerade bei Geräten, die vertrauliche Informationen enthalten, ist im Zuge der Gewerbeanmeldung mit solchen Nachweisen zu rechnen. Man denke als Beispiel etwa an den Handel mit gebrauchten PCs, Notebooks oder Smartphones, die noch sensible Daten vom Vorbesitzer enthalten könnten. Wer hingegen mit gebrauchten Kleidern oder Einrichtungsgegenständen handelt, wird neben dem Antrag aller Voraussicht nach keine weitere Nachweise vorbringen müssen.
 

Was steht im Formular zur Gewerbeanmeldung? Welche Angaben sind erforderlich?

Hier auf gewerbeanmeldung.de finden Gründungswillige praktische Hilfestellungen zum Ausfüllen des Formulars zur Gewerbeanmeldung. Neben persönlichen Angaben und Daten des Betriebes ist anzugeben, ob es sich um eine Haupt- oder Nebentätigkeit handelt und in welchem Bereich (Handel, Handwerk etc.) diese anzusiedeln ist. Was den anzugebenden Beginn der gewerblichen Tätigkeit angeht, so sollte ein Datum in der Zukunft gewählt werden. Sofern das Datum der Geschäftseröffnung schon länger in der Vergangenheit liegt, kann es zu Nachfragen bzw. Nachforderungen kommen, denn im Grunde darf ein Gebrauchtwarenladen erst mit dem Gewerbeschein in der Hand offiziell eröffnet werden. Wer dies nicht beachtet, begeht eine Ordnungswidrigkeit, wobei in der Praxis eine 1 bis 2 Wochen frühere Öffnung oftmals noch toleriert wird.

Im Formular zur Gewerbeanmeldung ist auch das Leistungsspektrum möglichst detailliert und umfassend anzugeben. Hieraus ergeben sich für den zuständigen Sachbearbeiter mögliche Hinweise, weitere Nachweise einzufordern. Zu bedenken ist, dass spätere Änderungen des Leistungsspektrums anzeigepflichtig sind.
 

Welche Ämter spielen vor der Geschäftseröffnung noch eine Rolle?

Im Grunde genommen haben Gründungswillige mit der Gewerbeanmeldung schon die gesamte ‚administrative Welle’ in Bewegung gebracht, denn das Gewerbeamt wird automatisch das Finanzamt, die Berufsgenossenschaft (Unfallversicherung) sowie die Industrie- und Handelskammer benachrichtigen. Das Finanzamt wird sich zwecks steuerlicher Erfassung melden, sofern Gründer nicht vorher schon selber aktiv werden (Stichwort Umsatzsteueranmeldung). Zu prüfen ist im Falle des Nebenverdienstes, ob die Nutzung der Kleinunternehmerregelung nicht von Vorteil ist. In diesem Fall wird Bezug auf Paragraf 19 des Einkommenssteuergesetzes genommen, sodass auf Rechnungen legal auf den Ausweis der Umsatzsteuer verzichtet werden kann. In der Industrie- und Handelskammer ergibt sich für Gewerbetreibende eine Pflichtmitgliedschaft. Auf deren Habenseite steht das reiche Informationsangebot, das Gründer gezielt für den eigenen Geschäftserfolg nutzen sollten. Des Weiteren werden im Rahmen der Gewerbeanmeldung das Arbeitsamt (im Falle der Einstellung von Mitarbeitern), das Statistische Landesamt sowie die Zollverwaltung informiert. Letztere ist insbesondere im Kampf gegen die Schwarzarbeit aktiv. Je nach Größe des Ladenlokals kann auch die Gewerbeaufsicht oder das Ordnungsamt auf den Plan treten, etwa wenn es um Sicherheitsaspekte oder die Einhaltung der gesetzlichen Öffnungszeiten im jeweiligen Bundesland geht.
 

Kurzer Exkurs: Wahl der Rechtsform und damit verbundene finanzielle Konsequenzen

Im Formular zur Gewerbeanmeldung müssen auch Angaben zum Unternehmen selbst gemacht werden, die die Führung betreffen. Insofern müssen Gesellschafter angegeben werden, sofern es sich nicht um einen Einzelunternehmer bzw. einen eingetragenen Kaufmann handelt (e.K.). Wer einen Gebrauchtwarenladen mit einer bestimmten Rechtsform gründen will, sollte sich über die finanziellen Einstiegshürden und die Konsequenzen für die Haftung im Ernstfall im Klaren sein. Ein Einzelunternehmer muss kein Startkapital nachweisen können, dafür haftet er im Falle einer Pleite aber auch mit seinem gesamt Privatvermögen. Wer eine GmbH gründen möchte, muss ein Mindestkapital von 25.000 Euro einbringen. Auf diese Summe ist dann auch die Haftung begrenzt.
 

Wie verhält es sich mit einem Nebenerwerb (Kleingewerbe) für einen Gebrauchtwarenladen?

Im Grunde meinen die geläufigen Begriffe Gewerbe, Hauptgewerbe, Nebengewerbe und Kleingewerbe in rechtlicher Hinsicht immer das gleiche, denn vom Gesetz her sind keine Unterschiede vorgesehen. Allenfalls die Abgrenzung haupt-/nebenberuflich hat eine gewisse praktische Bedeutung, da im Nebenerwerb fast keine Fördermöglichkeiten genutzt werden können (hierbei ist von einer wöchentlichen Arbeitszeit von höchstens 15 Stunden auszugehen).

An sich spielt die Höhe der erwarteten Umsätze keine Rolle für die generelle Pflicht zur Gewerbeanmeldung. Zudem ist es denkbar, dass im Nebengewerbe mehr verdient wird als in so manchem Hauptgewerbe. Für einen Ausgleich finanzieller Art sorgt in diesem Kontext der jährliche Freibetrag bei der Gewerbesteuer (derzeit 24.500 Euro). Mit der Gewerbeanmeldung greift nämlich auch die Pflicht, Gewerbesteuer abzuführen.
 

Ist eine Gewerbeanmeldung auch für einen Online Gebrauchtwarenladen erforderlich?

Diese Frage ist von großem Interesse für viele Gewerbetreibende, da der Onlinehandel mit Gebrauchtwaren boomt. Die Antwort lautet in jedem Fall "ja", denn letztlich ist der gewählte Vertriebsweg (stationärer Handel oder reiner Internethandel) für die Pflicht zur Gewerbeanmeldung nicht von Bedeutung. Denkbar ist es auch, dass jemand mehrere gewerbliche Tätigkeiten anmeldet, sodass der Onlinehandel getrennt registriert werden könnte. Ein reiner Online Gebrauchtwarenhandel ist in jedem Falle gewerbepflichtig, unabhängig davon, ob es sich um einen Haupt- oder Nebenerwerb handelt.
 

Gewerbeanmeldung für Gebrauchtwarenladen (second hand): alles Wichtige in der praxisorientierten Zusammenfassung

  • Vor der Eröffnung eines Gebrauchtwarenladens (Trödelladen) ist ein Gewerbeschein zu beantragen. Dies gilt übrigens auch für einen Onlinehandel oder einen angestrebten Nebenerwerb/Hinzuverdienst
  • Gewerblich ist eine Tätigkeit, wenn sie dauerhaft und selbstständig mit dem Ziel der Gewinnerreichung ausgeübt wird
  • Neben dem Formular zur Gewerbeanmeldung und einem aktuellen Personalausweis können auch ein polizeiliches Führungszeugnis, ein Gewerbezentralregisterauszug und eine finanzielle Unbedenklichkeitserklärung verlangt werden
  • Mit der Anmeldung beim Gewerbeamt werden automatisch weitere Behörden informiert, die in Bezug auf das jeweilige Geschäftsmodell von Bedeutung sind
  • Mit der Gewerbeanmeldung beginnt ferne eine kostenpflichtige Mitgliedschaft in der Industrie- und Handelskammer.

Wichtig: Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung nach der Gewerbeanmeldung?

Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung sollten Sie sich nun zeitnah um Ihre Krankenversicherung kümmern. Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr automatisch Pflichtmitglied in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und müssen sich dort auf Antrag befreien lassen. Die Beiträge werden nun nach Ihrem Einkommen erhoben. Die Kosten belaufen sich im Jahr zwischen...

 


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