Von der IT-Selbstständigkeit zurück ins Angestelltenverhältnis: Gute Gründe – und Optionen

Eine erfolgreiche Selbstständigkeit bis zum Ende der persönlichen Lebensarbeitszeit dürfte das Ziel der allermeisten Menschen sein, die dieses Wagnis eingehen. Speziell, wenn Sie jedoch in beruflicher und selbstständiger Hinsicht als IT-Profi unterwegs sind und die Selbstständigkeit Ihnen doch nicht alles bietet, was Sie sich wünschen, kann es durchaus Situationen geben, in denen es wenigstens eine Überlegung wert wäre, zurück in ein IT-Angestelltenverhältnis zu gehen.

Welche Gründe dahinterstehen, zeigen wir Ihnen auf den folgenden Zeilen ebenso, wie wir berufliche Optionen aufzeigen, wie Sie den Weg zurück angehen können.
 

Grund 1: Kleine IT-Unternehmen haben es oft sehr schwer

Man muss nicht nur auf die großen Digitalgiganten schauen, um eines rasch festzustellen: Bis auf einige Nischen, wie das Programmieren eher simpler Apps, ist die IT-Branche mittlerweile weitestgehend ein Feld, auf dem sich eher größere Unternehmen tummeln – Firmen mit mindestens mehreren Dutzend Angestellten.

Der Grund dafür ist vor allem in einer Mischung aus

  • Marktdurchdringung,
  • Komplexität,
  • Leistungsfähigkeit und
  • Konkurrenten

zu finden. Die Zeiten, in denen ein einzelner Gründer oder eine sehr kleine Firma realistische Chancen hatten, geradezu Weltruhm zu erlangen, sind weitestgehend vorbei.

Wohl ist es definitiv möglich, ein kleines Unternehmen zu verhältnismäßig beachtlichem Erfolg und Wert zu führen. Wenn Sie jedoch an einem gewissen Punkt nicht maximal wachsen möchten oder können, sehen die mittel- bis langfristigen Chancen eher schlecht aus. Dagegen steht in diesem speziellen Fall eine andere Tatsache:
 

Grund 2: Ihre Firma könnte für andere extrem wertvoll sein

Was haben die folgenden Firmen gemeinsam?

  • Open Source Robotics
  • Sound Life Sciences
  • BrightBytes
  • BreezoMeter
  • Alter
  • Forseeti
  • MobiledgeX
  • Vicarious
  • Raxium
  • Mandiant
  • Siemplify

Es sind alles Unternehmen, die allein im Jahr 2022 durch Alphabet, den Mutterkonzern von Google, aufgekauft wurden.

Nur für das recht kleine Micro-LED-Haus Raxium flossen dabei nicht weniger als eine Milliarde Dollar – bei Mandiant sollen es sogar 5,4 Milliarden gewesen sein.

Nun wollen wir hier nicht behaupten, Ihr IT-Unternehmen sei für Alphabet interessant – oder irgendeinen der ganz großen Digitalkonzerne. Ebenfalls sprechen wir nicht automatisch von derart hohen Beträgen, sondern dem, was Ihr Unternehmen bei realistischer Berechnung wert ist.

Aber: Wenn Sie sich durch ein gutes Produkt am Markt etablieren konnten, dann haben Sie nicht nur Erfolg gehabt, sondern Innovationskraft bewiesen – irgendwie müssen Sie sich schließlich von anderen abheben.

Das wiederum kann Ihr Unternehmen durchaus attraktiv für eine „freundliche Übernahme“ machen – etwa durch Investmentfirmen oder andere Unternehmen in der IT-Branche. In dem Fall veräußern Sie also und werden dafür mitunter fürstlich entlohnt – und nicht selten mit einem gutdotierten Anschlussposten versehen.

Zumindest dann, wenn Sie Ihre Firma nicht zu emotional sehen und für immer deren Kopf und Besitzer bleiben wollten, sollten Sie über diese Option nachdenken.
 

Grund 3: Ihre Fähigkeiten könnten für andere extrem wertvoll sein

Wenn Sie ein IT-Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut und geleitet haben, dann haben Sie ungeachtet des messbaren unternehmerischen Erfolgs eines bewiesen: Sie sind ein

  • willensstarker,
  • entscheidungsfreudiger,
  • risikobereiter,
  • (eigen-)verantwortungsbewusster

Charakter mit Führungsqualitäten – und Sie sind sowohl sehr belastbar als auch gewohnt, multiple Arbeiten auszuführen. Nebenbei haben Sie durch diese Tätigkeit wahrscheinlich gelernt, mit Geschäftspartnern, Kunden, Geldgebern und ähnlichen Kreisen zu verhandeln. Zu all dem kommen dann noch Ihre konkreten IT-Fähigkeiten am Puls der Zeit hinzu.

Wohl leben wir heute in einer Ära, in der aufgrund des Fachkräftemangels IT-Spezialisten aller Hintergründe gesucht werden. Wer jedoch mit einem solchen „Deck“ voller Fähigkeiten wie Sie ausgestattet ist, der ist vor allem für Firmen der ersten Riege ein echter Traumkandidat. Selbst wenn Sie schon etwas älter sind, könnten Sie sich durch all Ihre Fähigkeiten gegenüber sehr vielen anderen Bewerbern durchsetzen – und die Chancen, gleich auf einen Posten mit Führungsverantwortung zu kommen, sind definitiv nicht die schlechtesten.

Denn Sie haben ja zumindest ein Unternehmen geführt und vielleicht noch Personal obendrein. Das alles sollten Sie nicht zuletzt in Kombination mit einem weiteren Faktor bedenken:
 

Grund 4: Viele Vorteile ohne Selbstständigen-Nachteile

Wir müssen an dieser Stelle wohl nicht viel spekulieren, wenn wir sagen, dass Sie als Selbstständiger keine sonderlich gute Work-Life-Balance haben. Und weil es für einen Chef immer etwas zu tun gibt, ist es in der Realität um die vielbeschworene Freiheit als Selbstständiger auch nicht unbedingt glänzend bestellt.

Zurückzugehen in ein Angestelltenverhältnis, erst recht in der IT-Branche, kann definitiv Ihr Dasein positiv beeinflussen. Hier einige Beispiele dafür:

  • Arbeitsumfang: Aufgrund diverser Faktoren wie Stellenbeschreibung und nicht zuletzt der im Arbeitsvertrag festgehaltenen Tätigkeitsbeschreibung werden Sie als IT-Angestellter nur noch in Ihrem beruflichen Kernbereich eingesetzt – anstatt, wie als Selbstständiger üblich, gleich mehrere Berufe in Personalunion ausüben zu müssen. Bedeutet, es bleibt wieder mehr Zeit, sich Ihrer Leidenschaft IT zu widmen.
  • Arbeitszeiten: Niemand reguliert, wie lange ein Selbstständiger täglich arbeitet, was er an den Wochenenden macht und auf wie viele Tage Jahresurlaub er es bringt. Nun unterliegen Sie als leitender Angestellter einigen Unterschieden zur rechtlichen Behandlung regulärer Arbeitnehmer (sofern Sie überhaupt eine leitende Position besetzen möchten). Dennoch wird es in der Praxis auf weniger tägliche Arbeit und mehr Urlaub hinauslaufen – auf letzteres haben Sie sogar einen Rechtsanspruch.
  • Gehalt: Ein gut laufendes IT-Unternehmen wird Ihnen zweifelsohne jeden Monat angenehme Summen bescheren. Ebenso kennen Sie vermutlich wenigstens aus der Gründungszeit Phasen, in denen es auf Ihrem Konto ziemlich knapp aussah. Als IT-Angestellter bekommen Sie wieder ein Festgehalt – und somit planbare Summen. Aufgrund Ihrer Fähigkeiten muss das definitiv nicht wenig sein. Je nach exaktem Jobprofil ist es sogar gut möglich, für weniger Arbeit mehr zu verdienen.

Nebenbei kommen hier je nach Arbeitgeber noch zahlreiche andere Vergütungen hinzu. Dinge, die Sie sich als Selbstständiger vielleicht gar nicht gönnen konnten. Gleichsam fallen viele Dinge weg, die Sie als Chef immerzu begleiteten – etwa die stete Schwierigkeit, bei Banken Gelder zu bekommen, weil nur die wenigsten gerne an Selbstständige verleihen.
 

Grund 5: Das Ende von Bürokratie und Steuerzahlungen

Egal, wie lange Sie derzeit schon Ihr eigener Chef sind, was die bundesdeutsche Bürokratie anbelangt und den steuerlichen Umgang mit Unternehmen, werden Sie wohl mehr als ein Lied singen können – vermutlich keines in Dur-Tönen.

Tatsache ist, Deutschland ist nicht eben das, was man ein gewerbefreundliches Land nennen könnte – ganz speziell auf Start-ups und kleine Firmen bezogen. Das betrifft zahllose Genehmigungen ebenso wie es sich auf das Thema Steuern erstreckt. Letzteres sowohl in Umfang als auch Höhe.

An dieser Stelle dürfen Sie überlegen, wie viele Amtsgänge, wie viele Formulare und wie viel sonstiger Schriftverkehr allein nötig waren, bis Sie mit Ihrem Unternehmen Eröffnung feiern konnten. Und es wird danach ja zwischen Umsatzsteuervoranmeldung und etwaigen Offenlegungspflichten nicht weniger.

Natürlich, als Angestellter wird der Staat bei Ihrem Gehalt ebenfalls weiterhin zugreifen. Aber zumindest ist das in bürokratischer Hinsicht künftig eine Angelegenheit für die Buchhaltung Ihres Arbeitgebers oder seinen Steuerberater – nichts mehr, was Sie selbst erledigen oder von Ihrem hart erarbeiteten Geld bezahlen müssten.

Das ist vielleicht einer der gravierendsten Unterschiede zwischen einem IT-Selbstständigen und einem IT-Angestellten: Bürokratie spielt im Leben des Letztgenannten eine ungleich geringere Rolle. Dazu gehört es ebenso, nicht mehr für jede diesbezügliche Verfehlung zur Verantwortung gezogen werden zu können.
 

Optionen: Mögliche Wege zurück ins IT-Angestelltenleben

Sie haben auf den zurückliegenden Zeilen einige gute Gründe erfahren, um über den Fortbestand Ihrer Selbstständigkeit nachzudenken. Ebenso wurde bereits ganz knapp die ein oder andere Vorgehensweise angeschnitten. In diesem Kapitel möchten wir Ihnen jedoch sämtliche Optionen detaillierter aufzeigen:

  1. Sie nehmen schlicht ein Jobangebot an und beenden Ihr bisheriges Unternehmen, wie es hinsichtlich seiner Rechtsform vorgesehen ist. Das ist vor allem dann eine Option, wenn Ihre Firma wirtschaftlich nicht sonderlich gut läuft und/oder wenn es nicht wirklich viele Assets gibt, die sich zu Geld machen lassen.
  2. Ähnlich wie 1, jedoch nehmen Sie sich in einem länger gestreckten Prozess die Zeit, um das gesamte Inventar zu veräußern. Dies geht bis hinab zum Verkauf solcher Dinge wie die Nutzungserlaubnis der Namensrechte.
  3. Das Unternehmen bleibt in seiner Aktivität unangetastet. Sie verkaufen jedoch sämtliche Anteile daran an Dritte, bevor Sie in einen IT-Beruf wechseln, dessen Arbeitgeber nichts mit der Firma zu tun hat. Alternativ könnten Sie die Firma an Teile der bisherigen Belegschaft veräußern – das wäre dann eine Form des Employee- oder Management-Buy-outs.
  4. Wie 3, jedoch geht das Unternehmen an Ihren zukünftigen Arbeitgeber. Mitunter fällt Ihnen dann eine Rolle als angestellter Geschäftsführer oder Ähnliches zu. Alternativ kann sich Ihr Beruf jedoch in eine völlig andere Richtung entwickeln, während Sie gar nichts mehr mit Ihrem Betrieb zu tun haben.
  5. Sie nehmen ein Jobangebot an, behalten aber Anteile an Ihrer Firma, etwa als Gesellschafter. Sie wirken jedoch, wenn überhaupt, nur noch indirekt am Geschäft mit.
  6. Sie reduzieren Größe und Tätigkeit Ihres Betriebs, bis er auf das Niveau eines Kleingewerbes geschrumpft ist und sind dann nur noch im Nebenerwerb selbstständig.

Zu Punkt 6 und 7 sei angemerkt, dass Sie diese Vorgehensweisen eng mit Ihrem neuen Arbeitgeber abstimmen sollen. Mitunter kann es dadurch zu Konkurrenzsituationen oder Loyalitätsfragestellungen kommen.

Was den Zeitpunkt von Jobsuche und Vertragsunterzeichnung anbelangt, kommt es darauf an, welchen Weg Sie gehen möchten. Bedenken Sie jedoch: All die genannten Prozesse nehmen in der Praxis mindestens mehrere Monate Zeit in Anspruch.

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Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung sollten Sie sich nun zeitnah um Ihre Krankenversicherung kümmern. Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr automatisch Pflichtmitglied in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und müssen sich dort auf Antrag befreien lassen. Die Beiträge werden nun nach Ihrem Einkommen erhoben. Die Kosten belaufen sich im Jahr zwischen...

 


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