Können Minderjährige ein Gewerbe anmelden?
Ja, grundsätzlich können auch Minderjährige in Deutschland ein Gewerbe anmelden. Dazu sind aber zahlreiche Voraussetzungen zu beachten, die dieser Ratgeber für die Gewerbeanmeldung von Minderjährigen kompakt beleuchtet.
Was bedeutet minderjährig?
Noch nicht volljährig! Grundsätzlich fallen 7 bis 17-jährige formal unter das Konzept Minderjährigkeit. Es ist aber nur rein theoretisch möglich, ein Gewerbe ab 7 Jahren anmelden zu können. In der Praxis dürften 14 Jahre ein notwendiges Mindestalter sein, da erst zu diesem Zeitpunkt die notwendigen Kompetenzen schulisch oder auf anderen Bildungswegen erlangt sind (Ausnahmen sind möglich). Es kommt ohnehin auf eine Einzelfallprüfung an, Eltern (gesetzliche Vertreter) und das Familiengericht sind einzubinden. Das bedeutet, dass eine eigenständige Gewerbeanmeldung durch Minderjährige ohne Zustimmung nicht möglich ist.
Wie können Minderjährige ein Gewerbe anmelden?
Um als Minderjähriger ein Gewerbe anmelden zu können, ist eine Erlaubnis zu erwirken. Eltern bzw. gesetzliche Vertreter (ggf. ein gerichtlicher Vormund) müssen mit der Entscheidung einverstanden sein und dies erklären. Auch muss das Familiengericht eingebunden werden. Ohne dessen Zustimmung wird es nicht möglich sein, als Minderjähriger ein Gewerbe anzumelden. Je gründlicher der Prozess vorbereitet wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Gewerbeanmeldung unter 18 Jahren.
Mögliche Genehmigungen im Fokus
Rechtliche Rahmenbedingungen: eingeschränkte Geschäftsfähigkeit
Die Hürden sind im Vergleich zum Erwachsenenalter bei der Gewerbeanmeldung vergleichsweise hoch, da Minderjährige in Deutschland bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres als eingeschränkt geschäftsfähig gelten. Gemäß § 112 BGB ist eine Ermächtigung zu erwirken, damit eine Gewerbeanmeldung trotzdem möglich werden kann. Normalerweise dürfen Minderjährige Verträge nur im Rahmen des Taschengeldparagrafen (vergl. § 110 BGB) abgeschlossen werden, Miet- und Arbeitsverträge sind also ausgenommen.
Wer jedoch ein Unternehmen leiten möchte, muss Verantwortung tragen und auch Verträge abschließen können. Daher prüft das Familiengericht sehr genau, ob der Minderjährige das notwendige Fachwissen mitbringen und zu Geschäftsentscheidungen in der Lage sind. Businessplan und gute Argumente sollten im Gespräch nicht fehlen, eine gezielte Vorbereitung ist notwendig: Bei der Vorstellung der eigenen Geschäftsidee sollten sich minderjährige Existenzgründer im Idealfall wie die „Großen“ verkaufen.
Checkliste: Voraussetzungen, damit Minderjährige ein Gewerbe anmelden können
- Zwingend notwendig für die Gewerbeanmeldung als Minderjähriger: Ermächtigung durch gesetzliche Vertreter und Genehmigung durch das Familiengericht.
- Die Schule sollte eingebunden werden: Eine entsprechende Stellungnahme ist erfahrungsgemäß sehr hilfreich oder auch notwendig, um das Familiengericht zu überzeugen.
- Minderjährige können nicht alle Arten von Gewerbe anmelden: Jugendschutzgesetze und hohe Qualifikationsanforderungen in einigen Bereichen (z. B. Meistertitel im Handwerk) machen eine Gewerbeanmeldung unter 18 Jahren praktisch unmöglich.
- Um die Gewerbeanmeldung mit der erwirkten Erlaubnis vornehmen zu können, müssen auch Minderjährige alle vorgesehenen Nachweise erbringen. Sie müssen mit den gleichen Standards rechnen, sodass die Informationen von gewerbeanmeldung.de auch für diese junge Zielgruppe gelten.
- Folgen der Gewerbeanmeldung als Minderjähriger: Mit der Genehmigung durch das Familiengericht können sich minderjährige Gründer nicht mehr auf die Haftungsbeschränkung gemäß § 1929a BGB berufen: Sie tragen unternehmerisches und finanzielles Risiko, das muss dem Minderjährigen und Eltern klar sein.
Notwendige Schritte: So melden Minderjährige ein Gewerbe an
Gehen wir den Prozess der Gewerbeanmeldung für Minderjährige Schritt für Schritt durch, um die Anforderungen einordnen und mit entsprechender Vorbereitung planen zu können.
Zunächst müssen die Eltern ins Boot geholt und überzeugt werden. Idealerweise kommt die Idee nicht spontan aus dem Bauch heraus, sondern sie hat sich vorher durch unternehmerisches Interesse bereits deutlich gezeigt. Bei geteiltem Sorgerecht muss auch eine Vollmacht des anderen Elternteils vorgelegt werden.
Ein wichtiger Schritt vor der eigentlichen Gewerbeanmeldung als Minderjähriger besteht darin, einen Antrag beim zuständigen Familiengericht einzureichen.
Darin sollten mindestens diese Angaben enthalten sein:
- Namen & Anschrift aller beteiligten Personen.
- Schilderung des Antrags, Vorstellung der Geschäftsidee und ergänzende Angaben zu notwendigen Qualifikationen oder bereits gesammelten Erfahrungen.
- Dem Antrag kann ein Schreiben der Schule hinzugefügt werden, um die Eignung aus pädagogischer Sicht zu untermauern oder eine Verbindung zu schulischen Projekten herzustellen.
- Unterschriften (Minderjähriger und Eltern).
Folgende Anlagen sollten hinzugefügt werden, um der Ernsthaftigkeit Nachdruck zu verleihen:
- Geburtsurkunde.
- Nachweis der gewährten Vertretungsmacht.
- Nachweise über die notwendige Reife, z. B. mit Zeugnissen (gute Noten), Praktikumsberichten, Nachweisen zu Ferienjobs etc.. Idealerweise können Nachweise über Schulungen nachgewiesen werden, die den Erwerb von kaufmännischen Kenntnissen nahelegen.
- Generell sind alle Nachweise hilfreich, die Reife und notwendiges Fachwissen erkennen lassen. Wichtig: Im folgenden Gespräch muss das auch mit der eigenen Persönlichkeit deutlich werden, um eine entscheidende Hürde nehmen zu können.
- Kein Business ohne Plan: Um die Reife und Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, sollten Minderjährige einen überzeugenden Businessplan vorlegen. So lässt sich das Geschäftsvorhaben fundiert einschätzen, zudem wird der Unternehmergeist sichtbar.
Es gilt, sich auf das Gespräch mit Rechtspflegern gezielt vorzubereiten, zu üben und sich mit den Eltern abzustimmen. Es sollten keinesfalls große Interessenskonflikte erkennbar sein. So sollte sichergestellt sein, dass die schulischen Leistungen nicht unter der Gewerbeanmeldung leiden und sich der Arbeitsumfang auch mit Blick auf den Jugendschutz in einem überschaubaren Rahmen hält. Eltern sind natürlich diesbezüglich weiter in der Pflicht, auch nachdem sie ihre Zustimmung erteilt haben.
Welche Arten von Gewerbe dürfen Minderjährige in Deutschland nicht anmelden?
Auch wenn unter den genannten Voraussetzungen eine Gewerbeanmeldung unter 18 Jahren möglich ist, gilt das nicht für alle Bereiche! Einschränkungen sind mit Blick auf den Jugendschutz oder besonders hohe Qualifikationsanforderungen zu beachten. Glückspiel, Lotterie, Handel mit Alkohol und Tabak, Waffenhandel, Sicherheitsgewerbe, Finanzdienstleistungen, medizinische Fachleistungen und Handwerkstätigkeiten mit Meisterpflicht (siehe Anlage A der Handwerksordnung) scheiden aus. Für diese Bereiche können Minderjährige noch nicht die notwendige Qualifikation und Berufserfahrungen mitbringen, zudem darf der Gegenstand des Gewerbes selbst nicht mit dem Jugendschutz in Konflikt stehen.
Kindergeld & Familienversicherung: Welche Auswirkungen hat die Gewerbeanmeldung als Minderjähriger?
Zu prüfen ist noch die wichtige Frage, ob die Gewerbeanmeldung als Minderjähriger Auswirkungen auf die Familienversicherung hat. Krankenkassen verlangen meistens eine eigene Versicherung, wenn die gewerbliche Tätigkeit hauptberuflich ausgeübt wird. Das dürfte bei Schülern aber rein formal ausscheiden, der zeitliche Umfang dürfte begrenzt sein. Daher ist es sinnvoll, die Gründung zunächst im Nebenerwerb zu starten: Perspektivisch kann dann die hauptberufliche Selbstständigkeit angestrebt werden, ggf. auch nach Erreichen der Volljährigkeit.
Um weiter in der Familienversicherung zu bleiben, darf die Wochenarbeitszeit nicht mehr als 20 Stunden betragen, die Verdienstgrenze liegt 2023 bei 485 Euro. Insofern gilt es an dieser Stelle genau nachzurechnen, um die günstigste Versicherungslösung zu finden. Durch den Status als Selbstständiger öffnet sich auch der Weg in die private Krankenversicherung, die gerade in jungen Jahren mit günstigen Tarifen punktet.
Beitragsrechner Krankenversicherung
Wird Kindergeld nach der Gewerbeanmeldung als Minderjähriger weiter gezahlt?
Ja, im Regelfall wird Kindergeld weiter gezahlt, die Einkommenshöhe ist für Minderjährige hier zunächst nicht relevant.
Welche Kosten entstehen für die Gewerbeanmeldung als Minderjähriger?
Die Kosten für die eigentliche Gewerbeanmeldung sind wie bei Erwachsenen bundesweit nicht einheitlich geregelt, bewegen sich aber meistens in einem Rahmen von bis zu 60 Euro. Für die notwendige Prüfung durch das Familiengericht entstehen Kosten im niedrigen dreistelligen Bereich, weitere Auslagen bzw. Kosten können für notwendige Nachweise hinzu kommen. Alles in allem sollten die Kosten für die Gewerbeanmeldung sich aber in einem überschaubaren Rahmen halten, sodass die Finanzen keine unüberwindbare Hürde darstellen.
Wichtig: Gegenstand der Gewerbeanmeldung genau fassen!
Wie bei jeder Gewerbeanmeldung, sollten die Tätigkeiten bzw. das Leistungsspektrum genau und umfassend dargestellt werden. Hintergrund ist, dass das Familiengericht und auch das Gewerbeamt nur diesem Leistungsspektrum zustimmen. Werden plötzlich ganz andere Leistungen erbracht, wäre eine erneute Prüfung mit weiteren Kosten und zeitlichem Aufwand notwendig. Es gilt daher auch in jungen Jahren, möglichst ganzheitlich zu denken und vorausschauend zu planen. Änderungen des Gewerbes sind unabhängig vom Alter anzeigepflichtig.
Fazit: Ist es sinnvoll, dass Minderjährige ein Gewerbe anmelden?
Dieser Ratgeber hat gezeigt, dass die Gewerbeanmeldung für Minderjährige in Deutschland unter den hier genannten Voraussetzungen möglich ist. Ob dieser Schritt sinnvoll ist, muss im Einzelfall geprüft werden. Hier sind Eltern gefragt, zumal sie den Nachwuchs am besten kennen. Nicht selten beruht der Wunsch auf einer Gewerbeanmeldung unter 18 Jahren auf Erfahrungen, die im eigenen Familienbetrieb gesammelt wurden. Dann dürfte sehr viel für diesen Schritt sprechen, zumal Eltern dann auch als erfahrene Tutoren mit Rat und Tat zur Seite stehen können. Das erscheint ohnehin notwendig! Eltern sind mit ihrer Unterschrift nicht raus aus der Sache. Sie sollten ihr Einverständnis nur erteilen, wenn sie voll und ganz dahinter stehen und den Nachwuchs als Mentoren begleiten (können).
Die richtige Strategie finden: frühzeitige Einbindung ist wichtig!
Junge Gründer sollten ihre Eltern frühzeitig einbinden und über die Pläne aufklären. Nur so kann eine langfristig tragbare Vertrauensbasis entstehen. Es ist erfahrungsgemäß keine gute Idee, Eltern plötzlich vor neue Tatsachen zu stellen und Druck auszuüben. Überzeugende Argumente, gute Schulnoten und ein druckreifer Businessplan dürften die viel besseren Argumente sein! Das Familiengericht darf im Gespräch auf keinen Fall den Eindruck gewinnen, zwischen Eltern und Kind gäbe es tiefgreifende Konflikte. Dann wäre die formale Zustimmung auf dem Papier vermutlich in der Praxis für die angestrebte Gewerbeanmeldung unter 18 wenig wert.
Als abschließende Anregung sollen diese Vor- und Nachteile dabei helfen, wichtige Aspekte der Gewerbeanmeldung als Minderjähriger auf dem Bildschirm zu haben:
Mögliche Nachteile der Gewerbeanmeldung als Minderjähriger:
- Hohe zeitliche und emotionale Belastung: Auf dem Papier hört sich alles einfach an, die unternehmerische Wirklichkeit kann ganz anders aussehen. Insofern ist durch Zeit- und Selbstmanagement sicherzustellen, dass die Schule oder auch begonnene Ausbildung nicht unter der Doppelbelastung (!) leidet.
- Hohe Verantwortung, finanzielle Risiken: Mit der Gewerbeanmeldung tragen auch Minderjährige für ihr unternehmerisches Handeln volle Verantwortung. Je nach Geschäftsidee können sich daraus hohe Risiken ergeben, die zu bedenken sind. Ganzheitliche Planung und die Sicherstellung von fachlicher Mentorenkompetenz erscheinen angesichts dessen notwendig.
Denkbare Vorteile der Gewerbeanmeldung als Minderjähriger:
- Früh übt sich, wer Unternehmer werden will! Junge Gründer sammeln in jungen Jahren wertvolle Erfahrungen, bauen ein Netzwerk auf und können mit Erfolgen auf sich aufmerksam machen. Das kann im späteren Berufsleben viele Türen öffnen. Geschäftspartner oder auch potenzielle Arbeitgeber wissen den bewiesenen unternehmerischen Mut sicherlich zu schätzen! Bei engmaschiger Begleitung durch Eltern und Mentoren eröffnet die Gewerbeanmeldung unter 18 enorme Lern- bzw. Entwicklungsperspektiven.
- Testen der Geschäftsidee unter Realbedingungen: Vielleicht basiert die Gewerbeanmeldung auf einer neuen Erfindung. Die Gewerbeanmeldung bietet einen Rahmen, die Geschäftstauglichkeit zu prüfen und das Produkt gezielt zu verbessern. Perspektivisch kann der Schritt so zu einer hauptberuflichen Selbstständigkeit führen, sobald ein Bildungsabschluss in der Tasche ist.
Um im eigenen Fall eine Entscheidung herbeiführen zu können, lassen sich weitere Vor- und Nachteile finden, wobei eine Gewichtung letztlich zu einer Entscheidung führen können. Wichtig ist es dabei für die jungen Gewerbetreibenden selbst, sich Anforderungen und Konsequenzen nochmals unmittelbar vor Augen zu führen.
Wichtig: Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung nach der Gewerbeanmeldung?
Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung sollten Sie sich nun zeitnah um Ihre Krankenversicherung kümmern. Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr automatisch Pflichtmitglied in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und müssen sich dort auf Antrag befreien lassen. Die Beiträge werden nun nach Ihrem Einkommen erhoben. Die Kosten belaufen sich im Jahr zwischen...
Lesen Sie hierzu auch:
Rechen-Tools
KV-Beitragsrechner Gewerbesteuer-Rechner Gründungszuschuss-Rechner Kleinunternehmer-Rechner