Als Azubi nebenbei ein Gewerbe anmelden?

Wichtig vor Gewerbeanmeldung:
Was ändert sich bei der Krankenversicherung?KV Beitragsrechner
Als Azubi ein Gewerbe anmelden? Oft wird von Politikern mehr Fleiß und Engagement sowie Eigenverantwortung verlangt. Die Gewerbeanmeldung als Azubi könnte ein positives Vorbild dafür sein. Grundsätzlich können Azubis ein Gewerbe anmelden, sie sollten aber die strikten Rahmenbedingungen und mögliche Problemfelder von Beginn an auf dem Bildschirm haben, spätestens ab jetzt mit diesem Ratgeber.
Das Fragezeichen hinter „Azubi Gewerbeanmeldung“ ist bewusst gewählt!
Zeitmanagement, intensive Anforderungen, Interessenskonflikte (Ausbildungsbetrieb muss einverstanden sein) und Work-Life-Balance: Kann allem die notwendige Kraft und Aufmerksamkeit als Auszubildender gewidmet werden? Diese zentrale Frage sollten sich Azubis ehrlich stellen, wenn sie mit der Möglichkeit der Gewerbeanmeldung spielen.
Darf man als Azubi ein Gewerbe anmelden?
Ja, Azubis dürfen ein Gewerbe anmelden und ausführen, allerdings wird es sich „nur“ um ein Nebengewerbe mit max. 18 Stunden pro Woche handeln können. Die praktische und theoretische Ausbildung wird den Schwerpunkt ausmachen, zumal hier oft von Vollzeit auszugehen ist. Insofern werden die zeitlichen Ressourcen nach einer Gewerbeanmeldung als Auszubildender begrenzt sein.
Gewerbe anmelden: Probleme mit Berufsausbildungsbeihilfe
Zu beachten sind auch mögliche Konflikte mit der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB). Sie rechnet alle Einkünfte oberhalb einer Freigrenze für Nebenverdienste über 255 Euro an (Umsätze werden allerdings um Betriebsausgaben noch gemindert). Damit wäre schon theoretisch ein „halber Minijob“ die formale Grenze, was nur einer Handvoll Arbeitsstunden pro Woche entspräche.
Falls das Argument für die Gewerbeanmeldung als Azubi „ich bin knapp bei Kasse“ ist, bleibt durch Anrechnung nicht viel übrig.
Alles Wichtige zur Gewerbeanmeldung als Azubi auf einen Blick:
- Azubi können ein Gewerbe anmelden, Einverständnis des Arbeitgebers vorausgesetzt.
- Durch zeitliche Begrenzung kann es sich nur um ein Nebengewerbe handeln (nicht mehr als 18 Stunden pro Woche, was bei einer Ausbildung in Vollzeit ohnehin kaum erreichbar ist).
- Ist die Tätigkeit dauerhaft auf Gewinn ausgerichtet, ist formal eine Gewerbeanmeldung notwendig (zeitlich begrenzte Ferienjobs machen in der Regel keine Gewerbeanmeldung erforderlich).
- Das Gewerbeamt unterscheidet übrigens nicht nach unterschiedlichen Gewerbearten: Die Höhe der regelmäßigen (!) Einkünfte hat insofern keinen Einfluss auf die Notwendigkeit der Gewerbeanmeldung.
- Sind Azubis zum Zeitpunkt der Gewerbeanmeldung noch nicht 18 Jahre alt und somit eingeschränkt geschäftsfähig, ist die Zustimmung der Eltern notwendig. Das kann sich in der Praxis als schwierig erweisen.
Als Azubi Gewerbe anmelden: Arbeitgeber fragen?
Ja! Es ist dringend zu empfehlen, dass Azubis vor der Absicht, ein Gewerbe anzumelden, das Gespräch mit dem Arbeitgeber bzw. Ausbildungsverantwortlichen zu suchen. Gerade angesichts einer Vollzeittätigkeit sind doch einige Interessenskonflikte zu befürchten, was die Zustimmung des Arbeitgebers erforderlich macht.
Hinzu kommt, dass Auszubildende einen besonderen Status genießen. Ausbildungsbetriebe haben demnach einen erzieherischen Auftrag mit Blick auf die Ausbildungsziele. Sind diese in Gefahr, kann der Ausbildungsbetrieb eine bekannte, gewerbliche Nebentätigkeit untersagen. Der Arbeitgeber haftet für die Erreichung der Ausbildungsziele.
Wann kann der Arbeitgeber Azubis eine Nebentätigkeit untersagen?
Die Untersagung einer nebenberuflichen Gewerbeausübung kann erfolgen, wenn …
- der Azubi ständig müde ist oder oft ausfällt.
- die schulischen Leistungen schlechter werden (Rückmeldung von Lehrern).
- sich Fehler bei der Arbeit häufen.
- das erforderliche Berichtsheft nicht ausreichend gepflegt wird.
Gewerbe anmelden als Azubi: Ab wann?
Für sporadische oder eher hobbymäßige Tätigkeiten müssen Azubis kein Gewerbe anmelden (auch nicht für freiberufliche Tätigkeiten nach § 18 Einkommenssteuergesetz). Zeitlich begrenzte Tätigkeiten während Ferien oder Urlaub führen im Regelfall nicht zur Notwendigkeit, ein Gewerbe als Azubi anmelden zu müssen.
Die Pflicht greift erst, wenn die Tätigkeit dauerhaft gewinnorientiert ist und auf eigene Rechnung gearbeitet wird. Ein entsprechender Aufbau eines Betriebs ist als Erfüllung für den Gewerbebegriff zu sehen.
Wichtig! Keine bestimmte Grenze für Gewerbeanmeldung
Es gibt weder für Azubis noch für alle anderen Gewerbetreibenden eine fixe Grenze, aber der ein Gewerbe anzumelden ist. Geringe Umsätze sind also KEIN Grund, auf eine notwendige Gewerbeanmeldung als Azubi zu verzichten.
Es ergeben sich auch keine unmittelbaren Nachteile, da die Gewerbeanmeldung nur mit geringen Kosten verbunden ist und Gewerbesteuer oberhalb eines bereinigten Gewinns von mehr als 24.500 Euro pro Jahr zu zahlen wäre. Das dürfte nur auf die allerwenigsten Auszubildenden zutreffen.
Motivcheck: Warum Gewerbe anmelden als Azubi?
- Geringe Hürden: Gewerbeanmeldung ist (immer öfter online) schnell erledigt.
- Keine hohen Kosten.
- Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und persönlich zu wachsen.
- Langfristige Perspektiven aufbauen und als Sicherheit einen Berufsabschluss in der Tasche haben.
- Es gibt viele digitale Möglichkeiten gerade für die junge Generationen (Stichwort Geld verdienen im Internet, als Streamer oder Influencer).
Es kann kompliziert werden: beschränkte Geschäftsfähigkeit unter 18
Weitere formale Einschränkungen sind zu beachten, wenn der Azsubildende bei der Gewerbeanmeldung noch keine 18 Jahre alt ist. Das Alter der vollen Geschäftsfähigkeit ist noch nicht erreicht, sodass Azubi mit einer beschränkten Geschäftsfähigkeit agieren müssten.
Jetzt müssen die Eltern ins Spiel kommen, wenn wirksame Verträge abgeschlossen werden sollen. Darin können viele Konfliktpotenziale liegen und nicht wenige Geschäftspartner werden das kritisch bewerten, auch wenn sie Bewunderung für so viel Engagment in jungen Jahren äußern.
Ausnahmen sind nur mit dem so genannten Taschengeldparagrafen möglich, dabei handelt es sich aber kaum um eine gewerbliche Tätigkeit.
Was passiert mit der Krankenversicherung nach Gewerbeanmeldung als Azubi?
Im Falle der nebenberuflichen Selbstständigkeit besteht kein weiterer Handlungsbedarf, es läuft mit der Krankenversicherung alles weiter wie bisher. Bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres sind Azubis über die Eltern kostenfrei familienversichert, was sicher ein großer finanzieller Vorteil ist.
Sobald Azubis mehr als 450 Euro im Monat hinzuverdienen, wird sich die Krankenkasse das ganz genau ansehen. Es kann sein, dass die Pflicht zum Abschluss einer eigenen Krankenversicherung greift, womit der Gewinn erheblich gemindert wird (in jedem Fall ist mit Kosten deutlich über 200 Euro zu rechnen).
Als Azubi in die private Krankenversicherung wechseln?
Durch die Pflichtversicherung ist es für Azubi nicht möglich, in die PKV zu wechseln. Sie müssten dann den Azubi-Status hinter sich lassen und voll als Gewerbetreibende durchstarten. Niedrige Bonität könnte bei sehr jungen Versicherten zu einer Ablehnung führen. Generell ist die PKV aber für Studenten / junge Menschen aufgrund günstiger Tarife eine sehr prüfenswerte Option.
Als Azubi Gewerbe anmelden: Welche Steuern zahlen?
Generell unterliegen mögliche Gewinne den persönlichen Einkommensverhältnissen. Wer als gewerbetreibender Azubi für die Kleinunternehmerregelung optiert, kann auf den Ausweis der Umsatzsteuer auf Rechnungen und somit die regelmäßige Abführung an das Finanzamt verzichten. Meistens sollte bei der notwendigen Steuererklärung eine einfache Einnahme-Überschussrechnung (EÜR) reichen. Der buchhalterische Aufwand für Azubis hielte sich also in Grenzen.
Muss ich als Azubi Gewerbesteuer abführen?
Gewerbesteuer fällt erst an, sobald die jährliche Freibetragsgrenze von 24.500 Euro überschritten ist. Aufgrund geringer (Lebens)erfahrung mit der komplexen Steuermaterie kann es Sinn machen, sich professionell oder durch versierte Bekannte beraten zu lassen.
Zusammenfassung: Als Azubi Gewerbe anmelden?
Es ist möglich, als Azubi ein Gewerbe anzumelden. Allerdings hat dieser Ratgeber gezeigt, dass es sich nur um ein Nebengewerbe wird handeln können. Gerade für minderjährige Azubis ergeben sich bei der Gewerbeanmeldung durch die eingeschränkte Geschäftsfähigkeit weitere Herausforderungen.
Das Arbeitspensum kann enorm sein, schlechte Leistungen in Schule und Ausbildungsbetrieb können zur Untersagung eines Nebengewerbes führen. Azubis sollten sich ehrlich hinterfragen, ob sie die Doppelbelastung auf sich nehmen oder nicht eher an einer ausgewogenen Work-Life-Balance festhalten wollen.
Ein Schritt für die eigene Zukunft?
Auf der persönlichen Ebene spricht vieles für die Gewerbeanmeldung als Azubi, sofern die Leistungen weiter gut bleiben und das Ziel des Berufsabschlusses erreicht wird. Für die Übernahme von Verantwortung und die Persönlichkeitsentwicklung ist unternehmerisches Engagement in jungen Jahren sicher ein großer Gewinn. Im Idealfall entwickelt sich ein hauptberufliches Standbein, sodass das Gewerbe nach erfolgreicher Abschlussprüfung mit 100 % Zeiteinsatz betrieben werden kann.
Bei späteren Bewerbungen werden viele Arbeitgeber diesen ambitionierten Weg sicher zu schätzen wissen, selbst wenn er irgendwann zu Ende ist. Disziplin, Selbstständigkeit, Wille und Ehrgeiz sind Eigenschaften, die überall auf dem Arbeitsmarkt ein hohes Ansehen genießen.
Abschließende Checkliste: Als Azubi Gewerbe anmelden?
- Das ist rechtlich möglich bzw. sogar notwendig, sobald eine dauerhafte Gewinnerzielungsabsicht vorliegt.
- Minderjährige gewerbetreibende Azubis sind bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres auf die Zustimmung der Eltern angewiesen.
- Die Gewerbetätigkeit ist für Azubis zeitlich auf ein Nebengewerbe begrenzt, der Ausbildungsbetrieb ist um Erlaubnis zu fragen.
- Wer mit einem Nebengewerbe als Azubi zu viel verdient, riskiert Anrechnungen und den Verlust der kostenfreien Familienversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse über die Eltern.
- Daher muss die am Ende alles entscheidende Frage beantwortet werden, ob sich die Gewerbeanmeldung als Azubi lohnt? Das kann nur jeder für sich entscheiden!
Wichtig: Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung nach der Gewerbeanmeldung?
Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung sollten Sie sich nun zeitnah um Ihre Krankenversicherung kümmern. Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr automatisch Pflichtmitglied in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und müssen sich dort auf Antrag befreien lassen. Die Beiträge werden nun nach Ihrem Einkommen erhoben. Die Kosten belaufen sich im Jahr zwischen...
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