Wie funktionieren Lieferantenkredite?

Lieferung Pakete

Manchmal ist das Geld einfach knapp – das Konto droht ins Minus zu rutschen, weil die Zahlung eines Kunden aussteht und die Löhne trotz fehlender Kontodeckung unbedingt raus müssen. Hinzu kommt die Rechnung eines Lieferanten, der Ihnen lediglich 7 Tage Zahlungsfrist eingeräumt hat. Können Sie die Lohnzahlung zurückhalten? Wohl eher nicht, die drohenden Konsequenzen sind zu unangenehm. Spielen Sie stattdessen mit dem Gedanken, die Lieferantenrechnung einfach später zu bezahlen und es auf eine Mahnung ankommen zu lassen? Das können Sie natürlich tun, ist aber auf Dauer keine zufriedenstellende Lösung, denn Sie verprellen sich damit früher oder später Ihre Geschäftspartner und sorgen für einen schlechten Ruf hinsichtlich Ihrer Zahlungsmoral.

Was also ist zu tun? In einer solchen Situation ist guter Rat teuer. Hätten Sie sich rechtzeitig um einen Lieferantenkredit gekümmert, hätten Sie jetzt den dringend notwendigen zeitlichen Handlungsspielraum. Lesen Sie, was ein Lieferantenkredit ist, wie er funktioniert, wie er Ihnen hilft und wann Sie nach Alternativen Ausschau halten sollten.
 

Die Schulbuchdefinition: Der Lieferantenkredit ist…

ein kurzfristiger Kredit, den ein Lieferant seinem Kunden einräumt und damit das Zahlungsziel einer Rechnung verlängert.

Im Unterschied zu einem Bankkredit erhalten Sie einen Lieferantenkredit nicht von Ihrem Kreditinstitut, sondern von einem Ihrer Lieferanten, der Ihnen Dienstleistungen oder Waren zur Verfügung stellt. Aus diesem Grund wird ein Lieferantenkredit auch Warenkredit oder Handelskredit genannt.
 

Die Vorteile eines Lieferantenkredits

Ein großer Vorteil des Lieferantenkredits besteht darin, dass Sie die Ware zum vereinbarten Zeitpunkt erhalten, die Zahlung aber erst erheblich später leisten. Das bedeutet, Sie können die eingekaufte Waren sofort weiterverarbeiten oder verkaufen, während die Zahlung der Rechnung noch auf sich warten lässt. Genau das ist das Wesen des Lieferantenkredits und beschreibt sein vorrangiges Ziel: Der Zeitraum bis zum Weiterverkauf der Ware soll durch den Lieferantenkredit überbrückt werden.

Wie viel Zeit der Lieferant Ihnen bis zur Zahlung gewährt hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen liegt es am Verkäufer und seiner Haltung zu der Frage, wie lange er auf sein Geld bereitwillig warten will. Zum anderen können sich Zahlungsziele auch an der Verwendbarkeit der eingekauften Waren oder Dienstleistungen orientieren. Wenn beispielsweise im Februar die Kleidung der Sommersaison eingekauft wird, die erst ab Ende April im Verkauf angeboten wird, wäre es aus Sicht des Käufers sinnvoll das Zahlungsziel für diese Kleidung auf Ende Mai zu vereinbaren. Dann hat der Käufer die Möglichkeit die im April erzielten Umsätze zu nutzen, um die Rechnung zu bezahlen.

Zahlungsziele von 30 bis 90 Tagen sind nicht unüblich. In einigen Branchen sind sogar 180 Tage gängig, ausnahmsweise auch mehr. Ein Unternehmen zahlt folglich nicht im direkten Zusammenhang mit der Bestellung, sondern passt das Zahlungsziel den Zeitpunkt an, zu dem der Wiederverkauf oder die Weiterverarbeitung erfolgt. Zahlungsziele zwischen 14 und 30 Tagen gelten als kurzfristig, darüber hinausgehende Zeiträume werden als langfristige Lieferantenkredite bezeichnet.
 

Besonders vorteilhaft für kleine Unternehmen und Einzelunternehmer

Das Kapitalpolster kleiner Unternehmen und Einzelunternehmer ist oftmals nicht sehr üppig. Sie können durch den Lieferantenkredit das Risiko einer Vorkasse ausschalten. Sie sind inzwischen gängige Praxis und auch Sie sollten sich überlegen, Ihre Zahlungsziele vorausschauend anzupassen.
 

Warum Sie Zahlungsziele bei Lieferanten jetzt verlängern sollten

Solange die Liquidität stimmt und Zahlungen Ihrer Kunden rechtzeitig bei Ihnen eingehen sowie ein gewisses finanzielles Polster zur Überbrückung von kurzfristigen Liquiditätsengpässen zur Verfügung steht, sind Lieferantenkredite für die meisten kein Thema. Sie haben keine Liquiditätsprobleme und müssen nicht darüber nachdenken, wie Sie diese vermeiden. Aber gerade, wenn es einem Unternehmen gut geht ist der Zeitpunkt günstig, sich über vorsorgende Rahmenbedingungen Gedanken zu machen. Wenn Sie vorausschauend in der Unternehmenssteuerung sind, könnten Sie ganz ohne Not ausgewählte Lieferanten anschreiben und darum bitten, die Zahlungsziele auszuweiten. Das ist wie ein kostenloser Kreditrahmen – jedenfalls dann, wenn keine Zinsen für die Verlängerung des Zahlungsziels verlangt werden.

Werden Ihnen die Zahlungsziele gewährt, müssen Sie diese nicht bis zum letzten Tag ausnutzen, aber Sie können es. Für den Fall, dass es nötig wird, haben Sie fortan die Möglichkeit den Handlungsspielraum auszureizen. Die Praxis zeigt, dass Lieferanten, mit denen langfristige Zahlungsziele vereinbart sind und die dennoch vorzeitig Ihr Geld bekommen, zufriedener mit einer Geschäftsbeziehung sind als diejenigen, die Ihr Geld ohne Vorab-Information zwar vergleichsweise schneller erhalten, aber eben erst nach der ursprünglich kurzfristigen Fälligkeit der Rechnung. Kurz gesagt: Wer zu spät zahlt, ist kein gern gesehener Kunde. Wer vorzeitig zahlt hingegen schon.
 

So können Lieferanten reagieren

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Lieferanten auf die Bitte nach Zahlungszielverlängerung reagieren. Die unkomplizierteste und für Sie beste Reaktion ist, wenn die Lieferanten der Verlängerung bedingungslos zustimmen. Eine andere könnte sein, dass Zinsen und Gebühren verlangt werden. Werden Zinsen verlangt, werden diese allerdings noch lange nicht immer auf einer Rechnung ausgewiesen. Eine Form des Zinsabschlags für langfristige Zahlungsziele ist die Gewährung von Skonto. Wenn Sie die Rechnung innerhalb der skontierfähigen Zeit, zum Beispiel innerhalb von sieben oder zehn Tagen bezahlen, zahlen Sie insgesamt weniger, als wenn Sie das Zahlungsziel voll ausreizen. Außerhalb des gewährten Skontozeitraums zu bezahlen kann somit richtig teuer werden. Ein Beispiel soll zeigen, wie teuer Skonto tatsächlich sein kann.
 

Die Formel zur Berechnung von Skonto lautet: Rechnungsbetrag x Skontosatz = Skontobetrag

Nehmen wir an, ein Lieferant gewährt Ihnen 2 % Skonto bei Zahlung innerhalb von 20 Tagen. Rechnen wir nun die Zahlen aufs Jahr hoch, dann klären wir die Effektivverzinsung wie bei einem typischen Bankkredit. Wenn Sie für 20 Tage 2 % erhalten, ergibt sich für 360 Tage ein Zinssatz von 36 %. Diesem Ergebnis liegt folgender Dreisatz zu Grunde:

  • 20 Tage – 2 %

  • 360 Tage – X %

Daraus ergibt sich:

  • X = (360 x 2)/20

  • X = 36 %

Würden Sie wirklich einen Kreditvertrag unterschreiben, der einen Effektivzinssatz von 36 % ausweist? Wohl eher nicht. Ein Zinssatz von 36 % ist eigentlich Wucher – insofern sollten Sie nach Möglichkeit innerhalb des gewährten Skontozeitraums zahlen und das Zahlungsziel nur ausreizen, wenn es nötig ist. Aus dieser Erkenntnis lässt sich ableiten, dass eine Zahlung unter Berücksichtigung von Skonto wirtschaftlicher ist als die Ausreihung des Zahlungsziels bis zum letzten Tag. Bedenken Sie: Wenn Sie entschieden haben, kein Skonto zu ziehen, dann ist es für Sie wirtschaftlicher, die Zahlung so spät wie möglich zu leisen. Denn so lange steht Ihnen das Geld noch auf dem eigenen Konto zur Verfügung.
 

Gestaffelte Vereinbarungen abwägen

Falls der skontierfähige Zeitraum im Verhältnis zum maximal gewährten Zahlungsziel stark voneinander abweicht, könnte eine Staffelung eine passende Lösung sein. So könnte eine Zahlungsvereinbarung mit einem Lieferanten zum Beispiel wie folgt lauten:

  • 3 % Skonto bei Zahlung innerhalb von 20 Tagen

  • 2 % Skonto bei Zahlung innerhalb von 30 Tagen

  • 0 % Skonto bei Zahlung innerhalb von 60 Tagen

  • Nach Überschreitung von 60 Tagen werden Strafzinsen in Höhe von 5 % des Nettobetrags fällig.
     

Der Gläubiger vereinbart Sicherheiten, um Zahlungsausfällen entgegen zu wirken

Stellen wir uns einmal in die Schuhe des Gläubigers, der lange Zahlungsziele vereinbart dann wird klar, dass er ein Risiko eingeht. Es können sich tatsächlich Probleme daraus ergeben, wenn sein Kunde – also Sie – trotz verlängerten Zahlungsziels nicht bezahlt. Verändert sich die Bonität, droht der Zahlungsausfall. Wenn es um große Summen geht, wie sie zum Beispiel bei der Lieferung umfangreicher Warenbestellungen anfallen, greifen Lieferanten zu einer Warenkreditversicherung. Das bedeutet, dass Ihr Lieferant konkret auf Ihre Bestellung/Lieferung eine Versicherung abschließt, die bei Zahlungsausfällen eintritt. Das ist insofern von Bedeutung, als dass Ihr Lieferant diese Kosten in der Regel auf den Preis draufschlägt. Sie zahlen also nicht nur aufgrund des gewährten Lieferantenkredits mehr Geld, sondern auch aufgrund der Zusatzkosten der Versicherung.
 

Fazit: Lieferantenkredit kann teuer werden

Solange Lieferanten keine Preisaufschläge nehmen, wenn Sie das Zahlungsziel verlängern, ist der Lieferantenkredit für Sie die beste Lösung. Greift Ihr Lieferant aber zu weiteren Maßnahmen, führt also zum Beispiel eine Skontierung ein oder schlägt Kosten für eine Warenkreditversicherung auf, ist es an der Zeit mit spitzem Bleistift nachzurechnen. Lieferantenkredite sind zwar praktisch und unkompliziert, können aber unterm Strich richtig teuer werden. Wägen Sie deshalb immer ab, ob alternative Finanzierungen günstiger sind. Infrage kommen zum Beispiel klassische Ratenkredite bei einer Bank oder auch die Ratenzahlung der betreffenden Rechnung bei Ihrem Lieferanten.

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