In diesen Fällen müssen Tierzüchter ein Gewerbe anmelden
Die Deutschen halten mehr als 34 Millionen Haustiere: von Hunden, Katzen, Vögeln bis hin zu Reptilien ist alles vertreten. Irgendwann kann angesichts dieses Marktpotenzials der Wunsch entstehen, aus der eigenen Tierliebe ein Geschäft zu machen und mit dem Züchten zu beginnen. Wer mit klarer Gewinnabsicht handelt und die Zucht professionell organisiert, wird im Regelfall ein Gewerbe anmelden müssen. Wer unregelmäßig als Hobbyzüchter agiert meistens nicht, wobei die Voraussetzungen im Einzelfall immer zu prüfen sind. Es kommt auf die Art und Anzahl der Tiere an, sodass pauschale Aussagen unzulässig sind.
Dieser Ratgeber beleuchtet die Voraussetzungen für alle wichtigen Tierarten in kompakter Form, wichtige Begriffe werden erläutert. Wer Tierzucht professionell ausüben möchte, wird mit Blick auf das Tierschutzgesetz eine Erlaubnis durch das Veterinäramt benötigen. Je mehr Tiere gehalten und Würfe pro Jahr gezüchtet werden, desto mehr spricht für die Notwendigkeit der Erlaubnis durch das zuständige Veterinäramt.
Gewerbsmäßige vs. gewerbliche Tierzucht: Unterschiede?
Bei Ihren Recherchen werden Sie wahrscheinlich bereits auf diese beiden zentralen Begriffe gestoßen sein. Von gewerbsmäßiger Tierzucht ist die Rede, wenn eine offizielle Erlaubnis durch das Veterinäramt vorliegt. Bei Hunden ist das als Beispiel der Fall, wenn mehr als 3 fortpflanzungsfähige Hündinnen gehalten oder mehr als drei Würfe im Jahre vorliegen. Bei der gewerblichen Zucht kommt es weniger auf den Tierbestand, sondern vor allem auf Regelmäßigkeit und Gewinnerzielungsabsicht an. Sind diese Kriterien gegeben, handelt es sich nicht mehr um eine Hobbyzucht. Die Tätigkeit muss angemeldet und versteuert werden.
Checkliste: Wann müssen Tierzüchter ein Gewerbe anmelden?
Es kommt auf die Art und Anzahl der Zuchttiere bzw. Würfe pro Jahr an.
Wer regelmäßig züchtet bzw. gewinnorientiert handelt sowie aktive Vermarktung betreibt, wird im Regelfall ein Gewerbe anmelden müssen. Das Tierschutzgesetz spricht von einer selbstständigen, fortgesetzten und planmäßigen Tätigkeit.
Werden mehr als 3 fortpflanzungsfähige Hündinnen oder 5 Katzen gehalten oder ist eine entsprechende Anzahl an Würfen vorhanden, ist mit Blick auf § 11 des Tierschutzgesetzes eine Erlaubnis beim Veterinäramt zu erwirken. Züchter müssen dann ihre Eignung nachweisen.
Bei Vögeln ist von Gewerbsmäßigkeit auszugehen, wenn regelmäßig mehr als 25 Zuchtpaare gehalten werden. Die Anzahl hängt immer von der konkreten Tierart ab, weiter unten präsentieren wir eine Übersicht zur Zucht unterschiedlicher Tierarten.
Hobbyzüchter können in Verträgen Mängel wirksamer ausschließen als professionelle Züchter. Aber Vorsicht! Laut Gerichtsurteilen können auch Hobbyzüchter der Steuerpflicht unterliegen.
Wann gilt Hundezucht als gewerbepflichtig?
Werfen wir einen Blick auf eine der am häufigsten gezüchteten Tierarten in Deutschland: Wann gilt die Hundezucht als gewerblich bzw. gewerbsmäßig? Die Tätigkeit ist erlaubnispflichtig, falls mehr als 3 fortpflanzungsfähige Hündinnen gehalten werden bzw. mehr als 3 Würfe zu zählen sind. Planmäßiges Züchten, ein entsprechend eingerichteter Betrieb, Anzeigenschaltung bzw. eine professionelle Vermarktung sind klare Zeichen für eine gewerbliche Tätigkeit. Angesichts dieser Zahlen wird aus dem Hobby sehr schnell ein genehmigungspflichtiges Gewerbe!
Welche Voraussetzungen müssen Tierzüchter erfüllen?
Erfüllen Sie diese Voraussetzungen, müssen Sie mit Blick auf § 11 des Tierschutzgesetzes eine behördliche Erlaubnis erwirken, das Veterinäramt ist die richtige Anlaufstelle. Unabhängig von der gezüchteten Tierart muss der Züchter für den Erhalt der Erlaubnis die folgenden Voraussetzungen erfüllen:
Fachkenntnisse sind vorhanden und ggf. in einem Fachgespräch nachzuweisen. Eine Ausbildung in einem relevanten Bereich ist ein klarer Vorteil, ebenso der Nachweis von Erfahrungen.
Mit einem polizeilichen Führungszeugnis muss der angehende Züchter seine persönliche Eignung nachweisen.
Es müssen geeignete Räumlichkeiten und Standards vorhanden sein, die den Anforderungen von § 2 des Tierschutzgesetzes entsprechen. Ernährung, Pflege und Unterbringung der Tiere müssen unter artgerechten Gesichtspunkten erfolgen, Fachwissen über die gezüchtete Tierart erscheint angesichts dessen als unabdingbar.
Tierschutzgesetz als Rechtsgrundlage
Hobbyzüchter oder Unternehmer? Die Haftung macht den Unterschied
Beachten Sie, dass der Begriff Hobbyzüchter nicht gesetzlich definiert ist und insofern keinen belastbaren Standard beschreibt. Deshalb können auch Hobbyzüchter als Unternehmer auftreten und steuerpflichtig werden. In Verträgen soll mit diesem Begriff in aller Regel verdeutlicht werden, dass keine Kontrolle durch das Veterinäramt erfolgt. Für Krankheiten wird die Haftung meistens ausgeschlossen. Dies ist aber nur in sehr begrenzten Umfang möglich. Zudem zeigen Gerichtsurteile, dass die Unternehmereigenschaft sehr schnell erreicht ist und dann die Mängelhaftung nicht mehr auszuschließen ist.
Unwissenheit schützt nicht vor Strafen und möglicherweise hohen Nachzahlungen! Wer angesichts dessen Tiere züchten möchte, sollte die Gesamtanzahl je nach Tierart im Blick haben. Wer sich professionell organisiert und den Verkauf dementsprechend gestaltet, wird sich gegenüber Finanz- und Gewerbeamt kaum als Hobbyzüchter verkaufen können. Und auch gegenüber potenziellen Kunden kann das ein Nachteil sein, denn die meisten werden Wert auf einen erfahrenen, professionellen und somit auch vom Veterinäramt kontrollierten Tierzüchter legen.
Fachwissen ist als Tierzüchter immer gefragt
Ob ein Wurf in 3 Jahren oder mehrere pro Jahr: Ohne Fachwissen ist artgerechtes und gesetzeskonformes Züchten nicht möglich, Genetik Kenntnisse sollten belastbar sein. Das gilt vor allem mit Blick auf den so genannten Qualzuchtparagrafen (vergl. § 11b Tierschutzgesetz): Demnach sind Extremzuchten in Deutschland nicht erlaubt, die für die Tier erhebliches Leid bzw. Krankheitspotenzial mit sich bringen würden. Insofern ist sehr gutes Fachwissen mit Blick auf Hunde- und Katzenrassen notwendig. Kein Tierfreund kann wollen, dass die Züchtung zu Missbildungen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt.
Als Beispiel sei erwähnt, dass schwanzlose Cymric- oder Manx-Katzen nicht erlaubt sind, da hier sehr oft Wirbelsäulenkrankheiten durch Skelettanomalien zu beobachten sind. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat in diesem Kontext erklärt, noch gezielter gegen Qualzuchten vorgehen zu wollen. Daher sind immer die aktuellen Rahmenbedingungen zu prüfen, Gesetzesverschärfungen sind nicht auszuschließen.
Übersicht für weitere Tierarten: Wann ist Tierzucht gewerbsmäßig?
Mit Hunden und Katzen sind die beliebtesten Tierarten nun umfassender beschrieben worden. Fassen wir nun weitere Rassen zusammen, um die eigene Ausgangslage für die Tierzucht noch konkreter fassen zu können.
Hundezucht: gewerbsmäßig und erlaubnispflichtig bei mehr als 3 Würfen bzw. 3 fortpflanzungsfähigen Hündinnen.
Katzenzucht: bei mehr als 5 fortpflanzungsfähigen Katzen oder Würfen liegt eine gewerbsmäßige und erlaubnispflichtige Tätigkeit vor.
Vogelzucht: Mehr als 25 Zuchtpaare in der Größenordnung bis Nymphensittiche, darüber hinaus (Papageien etc.) liegt Gewerbsmäßigkeit ab mehr als 10 Zuchtpaaren vor. Bei Kakadus und Aras liegt die Grenze bei 5 Zuchtpaaren.
Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas: Mehr als 100 Jungtiere pro Jahr = keine Hobbyzucht mehr.
Ratten, Hamster und Mäuse: Mehr als 300 Jungtiere pro Jahr.
Reptilien: Mehr als 100 Jungtiere pro Jahr, bei Schildkröten sind 50 Jungtiere die Grenze zur Gewerbsmäßigkeit.
Bei weiteren Tieren ist das Überschreiten eines jährlichen Verkaufserlöses von 2.045 Euro ein Hinweis auf eine gewerbsmäßige Tätigkeit.
Fazit: In diesen Fällen müssen Tierzüchter ein Gewerbe anmelden
Wie viele Tiere darf ich züchten, um kein Gewerbe anmelden bzw. eine Erlaubnis durch das Veterinäramt erwirken zu müssen? Bis zu zwei fortpflanzungsfähige Hündinnen wären ohne Erlaubnis durch das Veterinäramt erlaubt. Bei regelmäßigen Würfen wäre aber sehr wohl eine Gewerbeanmeldung notwendig, falls der Verkauf gewinnorientiert organisiert wird.
Die Übersicht oben zeigt sehr differenziert, ab welcher Zuchtanzahl für beliebte Tierarten von Gewerbsmäßigkeit und Erlaubnispflicht auszugehen ist. Sobald die genannten Grenzen überschritten werden, sind eine Gewerbeanmeldung und eine Erlaubnis durch das Veterinäramt zu erwirken. Die Pflicht zur Gewerbeanmeldung kann auch unter diesen Grenzen greifen, sie sind nicht als Freifahrtschein zu verstehen. Auch wer nur ab und zu Welpen verkauft, kann im Falle der professionellen Vermarktung eine Gewinnerzielungsabsicht erkennen lassen und so zur Gewerbeanmeldung verpflichtet sein.
Die Vermarktung als Hobbyzüchter ist nicht unproblematisch
Das ungeschützte Prädikat Hobbyzüchter ist insofern keine Garantie, Mängel ausschließen zu können und keine Steuern zahlen zu müssen. Es kommt immer auf die konkreten Erlöse und die persönliche Steuersituation an. Wer ein Gewerbe angemeldet hat, wird Gewerbesteuer erst jenseits des Jahresfreibetrages von 24.500 Euro zahlen müssen.
Klauseln zu Haftungsausschlüssen in Kaufverträgen für Tiere sind oft unwirksam. Viele Käufer werden vor dieser Bezeichnung eventuell auch zurückschrecken, da hohe Standards und Fachwissen letztlich auch der Garant für Tiergesundheit sind.
Wichtig: Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung nach der Gewerbeanmeldung?
Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung sollten Sie sich nun zeitnah um Ihre Krankenversicherung kümmern. Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr automatisch Pflichtmitglied in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse und müssen sich dort auf Antrag befreien lassen. Die Beiträge werden nun nach Ihrem Einkommen erhoben. Die Kosten belaufen sich im Jahr zwischen...
Rechen-Tools
KV-Beitragsrechner Gewerbesteuer-Rechner Gründungszuschuss-Rechner Kleinunternehmer-Rechner